In den Expat Interviews spreche ich mit inspirierenden Menschen, die ihren Weg nach Kalifornien gefunden haben und nun ihre ganz persönliche Geschichte erzählen können. Für manche war es die Erfüllung eines Kindheitstraumes, für andere Lebensumstände wie z.B. Heirat oder Losglück in der Green Card Lotterie. Lest spannende Geschichten von Auswanderern, die ihren Alltag in America’s Finest City verbringen.
Zum Start die einfachste Frage: Erzähle uns von Dir!
Hi, ich bin Tina. Ich bin 33 Jahre alt, komme aus dem schönen Münsterland und bin vor knapp 6 Jahren mit meinem Hund im Schlepptau nach Kalifornien ausgewandert. In Deutschland habe ich eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau absolviert und hab dann nach knapp 2 weiteren Jahren Arbeit mein BWL-Studium mit dem Fokus auf Tourismus begonnen. Im Jahr 2008 habe ich erfahren, dass ich in der Green Card Lotterie eine Green Card gewonnen habe. Ich wollte schon immer in den USA leben und plötzlich ist mein Traum wahr geworden. Wahnsinnsgefühl!! Als ich dann in 2009 mein Studium abgeschlossen habe, habe ich meine sieben Sachen gepackt und bin ins schöne San Diego and die Westküste der USA gezogen. Es war keine einfache Zeit, aber ich habe meinen Schritt nie bereut. Mittlerweile bin ich seit fast 6 Jahren hier und habe auch schon die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen.
Warum hat es dich ins Ausland gezogen, und warum nach Amerika?
Das erste Mal, als ich davon gesprochen habe in den USA zu leben, war ich 15 Jahre alt. Ich war einfach schon immer begeistert von dem “anderen” Leben. Damals dachte ich immer, ich will ein Leben führen, wie die in den tollen amerikanischen Fernsehserien. Es war mir schon klar, dass das nicht alles so läuft, wie im Fernsehen, aber ein Teenager darf ja ruhig träumen, oder?! 😉 Damals hätte ich auch die Möglichkeit gehabt für ein High School Jahr in die USA zu gehen, leider war ich zu dem Zeitpunkt aber ein bisschen zu ängstlich und hab es mich nicht getraut. Nach meinem ersten Besuch an der Ostküste im Sommer 2001 und dann einem weiteren Besuch im Winter des gleichen Jahres, wo ich meine Freundin besucht habe, die in Connecticut ein Au-Pair-Jahr absolviert hat, hat es mich einfach komplett erwischt. Ich war infiziert. In 2004 habe ich dann selbst ein Praktikum in New Hampshire gemacht und direkt danach angefangen, an der Green Card Lotterie teilzunehmen. Vier Jahre Teilnahme hat es mich gedauert und dann hat es geklappt. Welch ein Glückspilz ich bin, he?! 🙂
Was machst du zur Zeit in Amerika?
Also wie gesagt, zurzeit lebe ich in San Diego, im Süden von Kalifornien. Ich liebe San Diego – es heißt ja nicht umsonst “America’s Finest City”. Das ganze Jahr über hat man traumhaftes Wetter und man kann einfach so viel machen. Wer hier Langeweile hat, macht etwas ganz gehörig falsch! Ich liebe es, die unzähligen Trails zu bewandern und sämtliche Bergspitzen hochzusteigen. Ich bin ein absoluter Naturfreund und San Diego bietet einfach alles. Zudem bin ich eine leidenschaftliche Läuferin und renne das ganze Jahr durch auf sämtlichen Trails, die die Stadt zu bieten hat. Seit letzten Februar laufe ich sogar Rennen in Ultra-Marathon-Distanzen, d.h. alles über 42.2 km hinaus. 🙂
Diese Leidenschaft hat mich auch dazu gebracht, mich in sportlicher Hinsicht selbständig zu machen. Somit arbeite ich gerade daran, Run Free Adventures zu gründen. Ein touristisches Unternehmen, das komplette Pakete zu einzigartigen Trail-Rennen und Abenteuerläufen organisiert. Ich spreche da vom Grand Canyon oder den Rocky Mountains zum Beispiel. Ich möchte zunächst deutschsprachige in die USA holen und die Amerikaner innerhalb der USA an diesen Abenteuern teilnehmen lassen. Ich bin sehr eifrig dabei, alles zu planen und freue mich schon tierisch darauf, ab vorraussichtlich September die ersten Laufabenteuer vermarkten zu können.
Hier erfährst du mehr über Run Free Adventures!
Was findest du an San Diego am besten und was gefällt dir gar nicht?
Am besten gefällt mir das immer-schöne Wetter in San Diego, was gleichzeitig auch das ist, was mir am wenigsten gefällt. Einerseits bietet dieses Wetter unzählige Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Da ich ein Mensch bin, der sich am allerliebsten draußen aufhält, ist das natürlich super. Aber immer nur Sonnenschein lässt einen auch Regen und Schnee ganz schön vermissen. Zudem bedeutet das auch, dass Südkalifornien sich jetzt schon im dritten Jahr in einer unglaublich schweren Dürre befindet und wir wirklich sparsam mit dem schon importierten Wasser umgehen müssen. Leider bedeutet das, dass alles stirbt und die Landschaft hier meist sehr von der Farbe braun überwältigt ist.
Hast du vor, die USA irgendwann wieder zu verlassen?
Bis jetzt kann ich mir noch nicht vorstellen, die USA wieder zu verlassen. Ich fühle mich hier schon sehr Zuhause. Sollte ich San Diego verlassen, könnte ich mir sehr gut vorstellen, an die Ostküste der USA zu ziehen. Sollte es dennoch passieren, dass ich die USA mal verlasse, werde ich glaub ich eher ein anderes Land ausprobieren, als nach Deutschland zurückzukehren – Australien vielleicht.
Es ist nicht, dass ich Deutschland nicht mag oder nicht vermisse…. Ich habe einfach nur das Gefühl, dass ich nicht geboren wurde, um da zu leben. Das können wohl nur Leute verstehen, die das gleiche fühlen. Außerdem besitze ich seit zwei Monaten auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Wenn das nicht ein Zeichen ist, dass ich hier noch nicht fertig bin… 😉
Auswandern ist nicht einfach, vor allem nicht in die USA. Wie hast du es geschafft und was war am schwersten?
Das kann ich gar nicht beantworten. Ja, es ist nicht einfach. Du glaubst, es ist schwierig, alleine in die USA zu gehen, ohne Unmengen von Geld zu haben? Jap, so isses! Stell dir das vor und multipliziere das mit 100! Ich gebe halt einfach nicht auf! Das ist es wohl, was mich am Ende erfolgreich gemacht hat! Meine Dickköpfigkeit und den Glauben an mich selbst! 😀
Was sind deine 3 besten Tipps and alle San Diego Fans und angehende Auswanderer?
Als allererstes, wie gesagt: GIB NICHT AUF!
Es wird besser, glaub mir! Jahrelang wird dir nur ein Stein nach dem anderen in den Weg geworfen? Ja, so erging es mir auch. Räum ihn aus dem Weg und mach weiter. Am Ende wirst auch du das Gefühl haben, es geschafft zu haben. Dann würde ich mal sagen, dass ausreichend finanzielle Mittel das ganze Unterfangen wohl ziemlich erleichtern würden. Ich hatte lediglich 7.500 USD und musste somit zu Anfang einen Job annehmen, den ich sonst wohl nicht gemacht hätte. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich es nicht bereue. Ich habe durch den Job einen wunderbaren Menschen kennengelernt, der jetzt quasi Teil meiner Familie ist. 🙂
Als letztes würde ich sagen: Such dir den Ort aus, der deiner Meinung nach “zu schön ist, um wahr zu sein”. Folge deinen Träumen und deinem Herzen. Lass die Vernunft Zuhause, die hat auf so einem Abenteuer gar nichts verloren. Am Ende wird dich die Vernunft nämlich nur davon abhalten, das zu tun, wovon du wirklich träumst. Und das wäre doch zu traurig und die reinste Verschwendung, oder nicht!?
Viel Glück!!
